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Gebremste Innovationen

Die „Welt“ beklagt sich, dass in Europa die Investitionen in Forschung stagnieren, die Industrieforschung im internationalen Vergleich schwach sei:

Doch bremsen weiterhin bürokratische Hürden, unattraktive Karriereaussichten und fehlendes Risikokapital europäische Industrieforscher und Hochschulwissenschaftler. Es hapert bei der Umsetzung innovativer Ideen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen. Kein Wunder, dass unter den 1000 forschungsstärksten Unternehmen der Welt sich nur noch 63 deutsche Firmen finden.

Fehlendes Venture Capital und eine fehlende Anzahl neuer Unternehmungen haben nach meiner Erfahrung jedoch andere Ursachen:

1. Das Thema „Geld“:
In der Regel ist nicht der fehlende Venture Capital Markt daran Schuld, wenn ein Projekte keine Geldgeber findet. Meistens ist es so, dass entweder der Businessplan hanebüchen daherkommt oder der „Unternehmer“ schlicht nicht in der Lage ist, dem Venture Capitalist plausibel darzustellen, wozu er Geld benötigt, welches die Exit-Möglichkeiten sind und wie hoch ein möglicher Gewinn für den VC ist. Keine Geldgeber zu finden ist meistens ein Signal, dass die unternehmerische Idee oder der Businessplan nichts taugen.

2. „Fehlende Patente“:
Ein neues Unternehmen ist nicht zwingend an Patente gebunden. Werden Patentstatistiken herangezogen sollte auch geprüft werden, in welchen Branchen patentiert wird. Wenn wie in der Schweiz mehr als die Hälfte der Patente in Branchen gehen, die in der Reife oder im Alter sind und über 90 % der Patente nie in einem Produkt genutzt werden, nützen die ganzen Überlegungen nichts. Patente sind ein Mittel zum zielgerichteten Schutz des geistigen Eigentums. Die Diskussion um Patentstatistiken zielt am Thema vorbei.

3. Fehlende Ausbildung für Unternehmer:
Dies ist der Hauptgrund. Das Hauptmanko in der Schweiz und in Europa ist die Lücke „Science to Business“, das rasche und konsequente Umsetzen wissenschaftlicher Erkenntnisse in marktfähige Produkte. Gute Forscher sind nicht zwangsläufig auch gute Unternehmer. Gute Ausbildungsmöglichkeiten für Unternehmer gibt es noch viel zuwenige. Im Grundstudium ist Unternehmertum in kaum einem Studiengang enthalten. Auch das Weiterbildungsangebot in Richtung „Unternehmertum“ betrachte ich als äusserst mager. Vielleicht wäre es eine gute Sache, zur Förderung neuer Unternehmen nicht nur die wissenschaftliche Forschung staatlich zu fördern, sondern mit diesen Mitteln an jeder Hochschule mindestens einen Lehrstuhl für „Entrepreneurship“ einzurichten.