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Innovationsmanagement live

Für meine Vorlesung „Innovations- und Technologiemanagement“ bin ich immer auf der Suche nach aktuellen Beispielen, um mit den Studenten Fallstudien bearbeiten zu können, die möglichst nahe am aktuellen Stand der Technik und auch am täglichen Leben sind.

Besonders interessant sind schnell getaktete Branchen, wie sie gegenwärtig rund um Informatik-Anwendungen und das Web 2.0 zu finden sind. Sie ergeben kurze Feedbackschlaufen.

Im Moment sind zwei Themenkreise besonders attraktiv. Auf der Betriebssystemebene finden sich Microsoft, Linux in seinen verschiedenen Varianten, Apple und Google.

Bill Gates erklärt mit Blick auf Google, Microsoft könnte so nicht funktionieren. Microsoft hat verschiedene Geschäftsfelder, die jedes seinen Beitrag zum Unternehmensgewinn leisten muss. Google hat mehr als zehn Geschäftsfelder. Richtig kräftig Gewinn bringen nur die Werbeanzeigen in der Findemaschine.

Microsoft führt seit (über zehn?) Jahren drei Betriebssysteme: Windows für den Desktop, Windows Server und Windows CE respektive Mobile. Apple ist bis jetzt das einizige Unternehmen, das das gleiche Betriebssystem sowohl auf Desktops als auch im Mobiltelefon anwenden kann. Google hat zuerste Android lanciert, vergangene Woche Chrome OS. Nun lässt Sergey Brin bereits verlauten, Android und Chrome OS würden zusammengeführt. Hat Google als Unternehmen den steileren Lerngradienten als Microsoft? Und den steileren Lerngradienten als die Handyhersteller HTC, Motorola, Nokia, etc., die jeder Mobiltelefone mit jeweils mehreren Betriebssystemen (Symbian, Windows Mobile, Android, …) anbieten?

Noch intensiver ist im Moment der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Navigationssystemen. Etabliert haben sich fest eingebaute Systeme in Fahrzeugen, mobile Lösungen für Fahrzeuge und Fussgänger und ansatzweise Lösungen im Handy. Nun finden erdbebenartige Veränderungen gleich an mehreren Fronten statt.

Für das besonders anwenderfreundliche iPhone bieten mehrere Anbieter Navigationslösungen an. Das ist besonders vorteilhaft, weil der Anwender so die Anzahl Geräte reduzieren kann, die er mit sich herumschleppen muss.

Die modernen webbasierten Systeme ermöglichen nun Lösungen mit Zusatzfunktionen. Hat man in einer fremden Stadt Hunger kann man sich dank der GPS-Funktion im Navigationssystem anzeigen lassen, wo das nächste Restaurant oder der nächste Lebensmittelhändler ist. Ein Beispiel dafür ist Skobbler. Google hat angekündigt, ein kostenfreies Navigationssystem anzubieten, das auf Google Maps, Google Streetview und dem Wissen der Suchmaschine basiert.

Dies hat die Branche ziemlich durcheinandergewirbelt. Die Aktienkurse von Garmin und Tom-Tom sind in der letzten Zeit gesunken. In den Geek-Blogs werden teilweise schon düstere Szenarien skizziert, wer in der Branche wie schnell untergehen wird.

So schwarz sehe ich es aber noch nicht. Gewiss ist es angebracht, die Branchenanalyse besonders sorgfältig durchzuführen, wenn ein Schwergewicht wie Google den Markteintritt verkündet. Umgekehrt sind die Handys und die Navigationssysteme in etlichen Funktionen jedoch noch weit entfernt von Anwenderfreundlichkeit. Es ist auch nicht so, dass die Funktionalität bereits voll ausgereizt ist. Im Gegenteil. Mit jeder neuen Anwendung wird die Kreativität stimuliert, welche Probleme man mit diesen kleinen Geräten noch lösen und welche zusätzlichen Funktionen man noch hineinpacken kann. Hätten Sie 1980 geglaubt, dass Sie 2009 in eine fremde Stadt reisen können mit einem Mobiltelefon, das gleichzeitig fotografieren kann, Ihnen Ihre Lieblingsmusik vorspielt, bei Bedarf die Fotos Ihrer Liebsten auf dem Display anzeigt, Ihnen im Flugzeug ermöglicht ein Video anzuschauen, Ihnen Ihre elektronische Post sekundenschnell zur Anzeige bringt und Ihnen irgendwann, wenn Sie sich verlaufen haben, den Weg zurück zu Ihrem Hotel anzeigt?

Es hat schon Gefahren in diesem Markt. Aber in diesem Umfeld hat es auch Chancen. Ein schönes Beispiel ist die Firma Skobbler. Sie ist ein Start-up-Unternehmen. So schnell kann sich der Erfolg einstellen!