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Schweiz als Innovations-Champion

Nicole Rütti kommentiert in der NZZ die Wettbewerbskraft der Schweiz.

Ihr insgesamt gutes Abschneiden verdankt die Schweiz dabei etwa ihrer ausgebauten Infrastruktur, der hohen Verfügbarkeit von Finanzdienstleistungen, einem effizienten Arbeitsmarkt, der ausgezeichneten Qualität der Forschungsinstitutionen sowie den Anstrengungen der Firmen im Bereich Forschung und Entwicklung.

Länder arbeiten ja ähnlich wie Unternehmen immer an den Limiten. Bei den meisten europäischen Ländern hat im Moment das Abtragen der Schuldenberge Priorität. Die Schweiz hat hier eine relativ bessere Arbeitslage und kann weitere Themen bearbeiten.

Beobachtet man die Entwicklung von „Innovation“ in der Schweiz, lässt sich seit den 1990er Jahren folgendes beobachten: Um Mitte der 90er Jahre die Stagnation und Lethargie zu überbrücken hat ein Venture Capital Investor der ETH und der HSG eine Million Franken gespendet mit der Auflage, die zwei Hochschulen müssten damit eine Vorlesungsreihe durchführen, damit in der Schweiz Venture Capital tritt fasst für das Gründen und Expandieren von neuen Unternehmungen. Im darauffolgenden Winteremester wurde dazu an der ETH eine Vorlesungsreihe durchgeführt. Jeden Dienstagabend wurden VC-Experten aus der ganzen Welt eingeflogen, die zeigten, wie mit Venture Capital gearbeitet wird. Aus Investorensicht, aus Unternehmersicht und aus Regierungssicht. Der Grundstein für die starke Private Equity Branche, die wir heute in der Schweiz haben, wurde dort gelegt.

Wenige Jahre später wurde festgestellt, dass in der Schweiz viele Patente angemeldet werden, aber nicht sehr viele Produkte daraus entstehen. Die diagnostizierte Lücke „Science-to-Business“ führte dazu, dass der Bund die KTI ins Leben rief so wie sie heute agiert.

Bis heute hat sich die Situation gewaltig gewandelt und entwickelt. Statistisch lässt sich jedoch immer noch eine gewisse Kleinkariertheit feststellen. Warum gelingt es nur Unternehme wie Google aus Amerika und Foxconn aus Asien, im Hightech-Sektor so rasch zu wachsen? Warum gelingt es keinem neuen Unternehmen aus der Schweiz, sich zu entwickeln und bis auf Konzerngrösse zu wachsen? Seit Logitech und Actelion fällt mir spontan kein vergleichbares Unternehmen mehr ein.

Die nächsten Limiten, an denen gearbeitet werden muss, sind folglich zwei:

Auf der unternehmerischen Seite muss das Ausbildungsangebot um einen weiteren Baustein erweitert werden. Zusätzlich für die Kurse für Unternehmensgründer muss ein Angebot geschaffen werden, das das Wachstum und die Expansion von Unternehmen zum Inhalt hat. Ziel ist es, dass ein Start-up wie Google das Potential hat, bis zum Konzern zu wachsen. In der Schweiz oder aus der Schweiz heraus.

Auf der Seite der öffentlichen Hand muss der Teil „Science-to-Business“ erweitert werden. Betrachtet man die Forschungsbudgets von ETH, Universitäten und Fachhochschulen und vergleicht, was daraus an neuen Produkten herauskommt, scheint mir die Ausbeute noch stark verbesserungsfähig. Hier ist zu hinterfragen, ob die Forschungsbudgets wirklich richtig eingesetzt werden, und wie Hochschulen und Industrie noch bedeutend intensiver verzahnt werden können. Ziel ist, nicht nur gute Absolventen auszubilden, sondern auch Technologiesets zur Verfügung zu stellen, aus denen neue Unternehmen oder neue Produkte entstehen und wachsen können.