Aktuell scheint es, als würde das Störungs-Karussell in Unternehmen immer schneller drehen. Zuerst die Corona-Krise, dann die weltweiten Lieferengpässe von Produkten, die Elektronik enthalten, jetzt der Ukraine-Krieg mit zu wenig Gas, ausfallenden Getreide- und Düngerlieferungen, eine galoppierende Inflation und am Horizont eine Strommangellage, die im Frühjahr 2023 nicht gelöst sein wird, sondern sich auf den Winter 2023/24 voraussichtlich noch verschärfen wird.
Was tun in der internen Ausbildung in solch turbulenter Zeit, um auf die Bewältigung von Unvorhersehbarem und Krisen optimal gewappnet zu sein?
1 Portfoliomanagement und Projektlandkarten
In etlichen Unternehmen laufen zuviele Projekte parallel. Die Mitarbeitenden sind überlastet, und als Folge davon werden Projekte nicht oder verspätet abgeschlossen.
Die Ursache dafür liegt in einem fehlenden oder ungenügenden Projektportfolio-Management. Die Anforderung für die Praxis ist, dass Projekte planbar sein müssen. Sie müssen einen Starttermin und einen verlässlichen Abschlusstermin haben. Das ist nur möglich, wenn nur so viele Projekte freigegeben und parallel bearbeitet werden, wie Kapazität da ist.
Kommen in der jetzigen Wirtschaftssituation Feuerwehrübungen dazu, die von der Art und der Komplexität her Projektcharakter haben, wirkt dies zusätzlich erschwerend. Beispiel sind eine zuverlässige Energieversorgung für die Produktion über den Winter oder die Realisierung einer Notstromversorgung für einen zu erwartenden Stromausfall im Rechenzentrum und in den Büros.
Eine Möglichkeit ist es, hier mit einer Problemlandkarte zu arbeiten, die sich mit den Methoden des Risikomanagements priorisieren lässt, und aus der dann die zusätzlichen Projekte definiert und aufgegleist werden können.
2 Systematisches Projektmanagement-Training
Ein Merkmal des Krisenmanagements ist es, dass Probleme schneller auftauchen und in kürzerer Zeit gelöst werden müssen als im normalen Tagesgeschäft. Das heisst, die Projektmanagement-Fähigkeiten müssen noch besser ausgebildet sein.
Im Projektmanagement stelle ich den letzten Jahren fest, dass ein Trend dazu besteht, immer neue Methoden zu suchen und zu verwenden, wenn in der Praxis etwas nicht sofort funktioniert. Das Ergebnis ist, dass für Spezialmethoden wie Agile oder Design Thinking viel Expertenwissen vorhanden ist.
Die gemeinsame Grundlage, wie Projekte im Unternehmen bearbeitet werden und wie in interdisziplinären Teams zusammengearbeitet wird, wird damit aber nicht besser.
Frage ich in einem Projektmanagement-Training zu Beginn, wer a) schon Projektmanagement-Kurse besucht hat und b), wer mit Kollegen zusammen die gleichen Kurse besucht hat, wird a) häufig mit «ja» beantwortet, b) aber höchst selten.
Wenn es in einer Krise schnell und möglichst sicher gehen soll ist es eine Voraussetzung, dass bei allen Projektbeteiligten ein gleiches Verständnis da sein muss, wie Projekte in der Praxis durchgeführt werden.
Dies geht nur, wenn die Projektbeteiligten wie auch deren Führungskräfte ein gleiches Projektmanagement-Training durchlaufen haben.
Typische Bausteine sind eine Grundlagen-Ausbildung für alle und ein zweitägiges Simulator-Training, in dem das Treffen von Projektentscheidungen im Zeitraffer und unter zunehmendem Zeitdruck geübt wird. Das Simulator-Training schafft Referenzerlebnisse, auch und gerade für die Projektdurchführung in Krisenzeiten.
Agiles Projektmanagement ist nicht die Abkürzung, wenn Projektmanagement im Unternehmen nicht richtig funktioniert. Agiles Projektmanagent ist eine zusätzliche Fähigkeit, die richtig eingesetzt viel Gutes bewirken kann. Diese Methode muss jedoch auf das Unternehmen angepasst werden, was mit mit etwas Zeitaufwand verbunden ist. Es ist etwas für Fortgeschrittene, nicht für Anfänger.
3 Innovations- und Technologiemanagement
Wissen und Können im Innovations- und Technologiemanagement ist in den F+E-Einheiten eines Unternehmens meistens in verschiedenen Granularitäten vorhanden. Im Verkauf, im Marketing und in den Finanzen ist es dagegen in der Regel naturgemäss eher dünn vertreten.
Möchten Unternehmen organisch wachsen, wird dies in der Regel über Produktinnovations-Initiativen angepeilt. Da ist es wichtig – gleich wie im Projektmanagement – dass ein gleiches Grundwissen und Verständis da ist bei allen Fachdisziplinen, die in F+E- und Produktinnovationsprojekten mitarbeiten. Von der Forschung über die Entwicklung, Produktion, Logistik, das Marketing und die Verkäufer, die die Markteinführung umsetzen. Nicht zu vergessen die «Finanzer», die für die ganzen Teams eine wichtige Stütze sind, und die ihr Wissen und Können einbringen müssen, damit Innovationen auch kommerziell erfolgreich sind.
Jetzt, im aktuellen Krisenumfeld, sind Fachleute aus dem Einkauf und der Logistik plötzlich mit Innovationsfragen gefordert, die sie sich noch vor zwölf Monaten nicht im Traum vorstellen konnten. Wie bekommt unser Rechenzentrum und unsere Telefonanlage innert drei Wochen eine sicher funktionierende Notstromversorgung? Welche Technologien gibt es dafür? Auf welche Zeit ist diese anzulegen: Auf ein paar Stunden, ein paar Tage oder ein paar Wochen? Welche Fähigkeiten benötigt es für die Evaluation, das Engineering, den Bau und den Betrieb der Anlage? Wo bekommen wir diese Kompetenzen her?
Wie können wir die Kommunikation zwischen Verkauf, Logistik und Produktion im Betrieb lösen, wenn die Telefonanlage und E-Mail intern nicht mehr funktionieren? Welche Alternativen zu CB-Funk oder Meldeläufern mit Formular 6.15 gibt es?
Wenn Elektronikbauteile aus China nicht mehr oder nicht mehr zuverlässig bestellt werden können: Welche Alternativen gibt es?
Hier stellt sich die Frage, ob bei der innerbetrieblichen Durchführung einer Innovations- und Technologiemanagement-Ausbildung das Teilnehmerfeld erweitert werden soll auf Fachleute aus der Logistik und dem Einkauf.
Ich weiss, das sind viele Worte und Anregungen, die teilweise ein Unbehagen auslösen. Es führt aber für Führungskräfte kein Weg daran vorbei, sich für 2023 zu fragen, welches die wirklich wichtigen Ausbildungspunkte fürs Jahr sind, darauf zu fokussieren und ein fundiertes Ausbildungsprogramm durchzuführen, um im Krisenkarussell möglichst gut gewappnet zu sein.
Falls Sie dazu einen externen Gesprächspartner wünschen oder Innovation Wings für Schulungen beiziehen möchten stehe ich Ihnen gerne zurVerfügung. Am besten rufen Sie an oder senden ein E-Mail mit 2 – 3 Terminvorschlägen für ein erstes Gespräch.