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Innovation: Für «Positionierung» von einem Velobauer in Groningen lernen

Wenn ein Unternehmen von anderen lernen möchte, wie «Erfolg» gemacht wird, kann eine Praktik aus der Kriminalistik angewendet werden.

Sie kennen aus Fernsehkrimis und Kinothrillern die Frage, die Ermittler stellen um «Verdächtige» zu identifizieren: Es ist die Frage nach Motiv und Gelegenheit.

Für Innovationszwecke kann die Frage umgestellt werden: Wir beginnen mit der Gelegenheit und kommen dann auf das Motiv.

Zum Erläutern der «Gelegenheit» nehmen wir die Stadt Groningen in den Niederlanden. Groningen hat 260’000 Einwohner. Davon sind 60’000 Studierende. Groningen hat von allen Städten in den Niederlanden mit 35 das niedrigste Duchschnittsalter.

Die Statistik zeigt, dass in den Niederlanden pro Einwohner 2,6 Fahrräder vorhanden sind.

Dies führt zu der Geschäftsidee von Fietslab, einem Velohändler mit Fokus auf Vintage Fahrräder.

Zum Motiv: Die Geschäftsidee ist simpel, aber brillant umgesetzt. Korné Bockholt, der Eigner, erklärt: Aus den zahlreichen, nicht mehr genutzten Fahrrädern mit Stahlrahmen werden auf Kundenwunsch neue Fahrräder gemacht. Der Rahmen kann «as is» übernommen werden, und lediglich Reifen, Bremsen und Übersetzung werden auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Oder der Rahmen kann auf Kundenwunsch neu gespritzt werden und je nach Verwendungszweck als Stadtvelo, Gravel Bike, Rennrad, etc wird die entsprechende Technik montiert. Das geht von günstigen Komponenten hoch bis zu edlen Campognolo-Teilen und Rohloff-Schaltung, je nachdem was der Kunde wünscht und welches Budget zur Verfügung steht.

Betrachtet man Fietslab mit den Augen von Michael Porter macht das Unternehmen alls richtig: So wie bei der Wettbewerbsfähigkeit von Nationen Deutschland vorne liegt mit seiner Kultur der Hochleistungssportwagen, liegt Holland vorne mit seiner Fahrrad-Kultur.

Bei der Beurteilung der gewählten Strategie geht es weiter um Positionierung und Differenzierung: Die Positionierung als „Vintage-Spezialist“ ist klar: Wiederverwendung vorhandener Stahl-Fahrradrahmen, die in grosser Anzahl vorhanden sind. Bei der Differenzierung ist es der individuelle Fahrradbau in Losgrösse 1, abgestimmt auf die exakten Kundenwünsche.

Und nachhaltig ist die Strategie auch, wenn in den Niederlanden bereits vorhandene Stahlrahmen einer neuen Verwendung zugeführt werden.