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Warum Amazon so erfolgreich ist

Die Suche nach den Gründen, warum Amazon so ungeheuer erfolgreich ist, fördert zwei Entdeckungen zutage. Erstens ist es die “Day Zero” Denke. Darüber, und wie dies die Unternehmenskultur beeinflusst, wurde bereits früher geschrieben.

Das zweite liegt in der Art, wie Amazon neue Produkte findet und systematisch entwickelt. Es heisst “Working backwards”.

Amazon scheint eine Superstärke darin zu haben, neue Produkte konsequent aus Kundensicht zu entwickeln.

Ideation
In der Ideenphase wird aufgezeigt, welches Problem der Kunde hat und wie dieses gelöst werden kann. Das heisst, es wird nicht zuerst im Labor irgend etwas Neues erfunden und dann wird geschaut, welchem Kunden sich das wohl verkaufen lassen würde. Nein – es wird von einem konkreten Kundenproblem her geschaut, wie sich dieses lösen lässt.

Dann wird diese imaginäre Kundenproblemlösung in einer Pressemitteilung beschrieben, wie wenn sie bereits existieren würde.

Realitätscheck
Anschliessend wird diese Pressemitteilung einem rigorosen Realitätscheck unterzogen. Eine der Fragen ist „so what?“ Damit werden Nonsense-Lösungen und -Phrasen rasch eliminiert. Die Lösungsidee wird klarer und klarer herausgearbeitet, und die Pressemitteilung wird immer überzeugender.

Als erste kommerzielle Messgrösse wird der TAM herangezogen. “TAM” steht für “Totaler adressierbarer Markt”. Damit wird sichergestellt, dass die Ideen von Anfang an eine gewisse Grösse und damit Wachstumspotential aufweisen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Amazon-Geschichte und dürfte eine der Führungsfähigkeiten von Jeff Bezos sein, dem nachgesagt wird, er habe in Reviews schon nachgefragt, ob das nicht noch grösser geht.

Umsetzung
Für die Umsetzung wird – ausgehend von der Kundenproblemlösung – konsequent «rückwärts» entwickelt. Nicht vom Produkt zum Kunden, sondern vom Kunden zum Produkt.

Was lässt sich daraus lernen?
In der Schweiz haben wir gute Erfinder, wie es zahlreiche Beispiele belegen.
Was uns im Gegensatz zu Amazon ein bisschen fehlt ist die Fähigkeit, auch gross zu denken und dies auch gross umzusetzen.

Dass diese Fähigkeit wenig ausgeprägt ist hat seine Ursache wahrscheinlich

  • in der Kleinheit des Landes,
  • in der Kultur, in der wir zu Bescheidenheit erzogen werden und “Grosshanserei” eher verpönt ist und misstrauisch beäugt wird,
  • im politischen System, dem eine grosse Kompromissfähigkeit eigen ist.

Manchmal scheint es mir, ein bisschen grösser zu denken und zu handeln würde in der Schweiz ansässigen Unternehmen durchaus gut tun.

Die Wettbewerbsstärke des Unternehmens würde sich verbessern. Die Gewinne würden wachsen, was wiederum neue Freiheitsgrade ermöglicht in der Entwicklung der übernächsten Generation neuer Produkte. Es würden neue, gut qualifizierte Arbeitsplätze entstehen und als Folge ein gutes Steuersubstrat. Dies stärkt das Ansehen des Unternehmens und des Landes, was wiederum die Attraktivität erhöht, für dieses Unternehmen in der Schweiz zu arbeiten.

Worauf warten Sie? Beginnen Sie noch heute, das Werkzeug “Pressemitteilung” auf ihre wichtigsten Entwicklungsvorhaben anzuwenden. Prüfen Sie, ob diese Entwicklungsvorhaben wirklich das Geld in die Kasse bringen, das Sie benötigen. Oder ob es klüger wäre, die Entwicklungsmittel in andere, erfolgversprechendere Vorhaben zu investieren.

Titelbild: Credit Amazon