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Zum kommenden Jahreswechsel: Nachhaltigkeit

Kaum ein Begriff wird im Zusammenhang mit Innovation so häufig gebraucht – und auch so häufig missverstanden – wie „Nachhaltigkeit“.

Viele sprechen über Nachhaltigkeit. Praktizieren aber etwas ganz anderes. Predigen Umweltschutz und fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. In die Ferien in die Karibik, nach Ägypten oder auf die Malediven wird dann aber trotzdem mit dem Flugzeug geflogen. Und in einer einzigen Ferienreise soviel CO2 produziert wie mit einem Kleinwagen übers ganze Jahr verteilt.

Nachhaltigkeit ist mehr. Über Nachhaltigkeit nur zu sprechen genügt nicht. Nachhaltigkeit muss in Handlung umgesetzt und gelebt werden. Doch wie kommt man zu einem überzeugenden Konzept, das sich auch realisieren lässt?

Ein sehr eindrückliches Beispiel hat Anton Affentranger, CEO von Implenia, diesen Sommer dem Wirtschaftsforum in Uster präsentiert.

Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher hat am 8. November 1989 vor der UNO in New York eine denkwürdige Rede gehalten:

„The damage is being done. What do we do about it?
…change in future is likely to be more fundamental and more widespread than anything we have known hitherto. Change to the sea around us, change to the atmosphere above, leading in turn to change in the world’s climate, which could alter the way we live in the most fundamental way of all…“

Dies löste bei Anton Affentranger eine tiefe Betroffenheit und einen Prozess aus, in dessen Verlauf er vier Impulse sammelte, um für Implenia „Nachhaltigkeit“ zu definieren:

1 Die Treibhausgas-Konzentration im Eis der Antarktis der letzten 780’000 Jahre.
Professor Gerald H. Haug vom geologischen Institut der ETH hat mit seinem Team aufgezeigt, dass die Konzentration von Treibhausgasen auf unserem Planeten heute so hoch ist wie nie zuvor. Wenn wir nichts tun ist zu erwarten, dass sie sich bis 2100 nochmals verdoppeln wird. Das Ergebnis kennen Sie: Die Eiskappen an den Erdpolen schmelzen ab, das Ozonloch wird noch grösser. Unsere Existenzgrundlage wird gefährdet.

Die Hauptursache dieses Phänomens ist unsere industrielle Lebensweise. Dies zeigt das Emmissionsdiagramm des World Resource Institutes deutlich.

2 Ressourcen werden teurer
Das McKinsey Global Institute hat untersucht, wie sich die Weltbevölkerung 2030 zusammensetzen wird, und welche Herausforderungen und Chancen dadurch entstehen. Die Botschaft ist klar: Die gewaltig steigende Nachfrage nach Rohstoffen wird deren Preise stark verteuern. Fast alles, was Menschen zum Leben benötigen, wird eine riesige Herausforderung: 3 Milliarden mehr Menschen werden der Mittelklasse zugehören. Die Stahlnachfrage wird sich um 80 % erhöhen. Die Rohstoffpreise werden sich um geschätzt 150 % erhöhen. Der Ölpreis wird sich in dieser Zeit verdoppeln. Viele Menschen werden in die Armut getrieben, weil die Nahrungsmittelpreise steigen.

McKinsey zeigt aber auch auf, welche Chancen für Problemlösungen sich Unternehmen hier bieten. Mit nur fünfzehn Ansatzpunkten lassen sich 75 % der möglichen Ressourceneinsparungsfelder adressieren. Implenia hat für sich herausgefunden, dass ihnen drei davon zugänglich sind:
_ Erhöhen der Energieffizienz von Gebäuden
_ Verdichtetes Bauen
_ Senken des Energieverbrauchs bei Strassentransporten.

3 Die 2’000 Watt-Gesellschaft
Ausgehend von der Energiebilanz des Planeten Erde und der Anzahl Menschen, die ihn bewohnen, lässt sich ausrechnen, wieviel Energie pro Kopf und Jahr ein Bewohner verbrauchen darf, damit die Energiebilanz der Erde im Gleichgewicht bleibt. Als Ziel resultiert, pro Person den Energieverbrauch von heute 6’000 auf etwa 2’000 Watt zu senken.

Auch hier lassen sich die Herausforderungen identifizieren und für jeden Bereich – Wohnen, Mobilität, Landwirtschaft, etc – Ziele definieren.

4 Nachhaltige Stadt-Infrastruktur
Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH hat mit Unterstützung von Siemens für die Stadt München für einen Musterstadtteil errechnet, welche konkreten Massnahmen bei der Infrastruktur notwendig sind, um die Ziele der 2’000 Watt Gesellschaft zu erreichen. Mit welchen konkreten Massnahmen der Ausstoss von Treibhausgasen verringert werden kann.

Aus diesen vier Impulsen hat Anton Affentrager drei Arenen identifiziert, in denen Implenia aktiv sein muss, um Nachhaltigkeit zu praktizieren. Es sind dies Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Für diese drei Dimensionen hat Implenia je die drei grössten Herausforderungen identifiziert und die drei grössten Branchen-Potentiale abgeleitet.

Implenia entwickelt und baut die Schweiz von Morgen. Als Leitsatz für Nachhaltigkeit definiert Implenia daraus die Verbindung von wirtschaftlichem Erfolg mit der Erhaltung einer intakten Umwelt und Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung.

Das tönt zuerst einmal sehr akademisch. Betrachtet man jedoch den Zeitstrahl, wie Nachhaltigkeit bei Implenia praktiziert wird, wird schnell klar, dass hier Macher am Werk sind.

Zwei Beispiele: Innert 2 Jahren wurde in Basel mit der „Schoren-Stadt“ ein Technologiedemonstrator erbaut, mit dem nachgewiesen werden konnte, dass Bauen im 2’000 Watt-Szenario machbar ist. Heute schon. Mit dem heutigen Stand der Technik. Mit „Eco Drive“ Kursen sind die Lastwagenchauffeure geschult worden, Baustellen nicht nur sicher und zuverlässig, sondern auch energieeffizient anzusteuern. Als Ergebnis konnte der Treibstoffverbrauch der Lastwagenflotte um 120’000 Liter pro Jahr gesenkt werden.

Nachhaltigkeit schützt nicht nur die Umwelt. Sie ist auch wirtschaftlich. Mit diesem Beispiel möchte ich Sie anregen, über Ihre Ziele und Schwerpunkte für 2013 nachzudenken. Welche Ziele nehmen Sie sich vor? Was wird Ihr Beitrag im 2013 sein, um nachhaltig zu wirtschaften und nachhaltig zu leben?

Mit diesen Gedanken wünsche ich Ihnen einen guten Rutsch und einen schwungvollen Start ins 2013!