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Swissmem Industrietag 2014 – Duales Bildungssystem der Schweiz: Vom Nachsitzer zum Klassenbesten

Am 2. Juli 2014 konnte Verbandspräsident Hans Hess in Zürich-Oerlikon an der Jahrestagung von Swissmem rund 1’300 Personen begrüssen.

Themaschwerpunkt war die „duale Berufsbildung„.

Die um die Schweiz herum liegenden Länder stecken wirtschaftlich in gravierenden Schwierigkeiten. In gutgemeinten Aktionen haben sie jahrelang entweder die Berufsbildung vernachlässigt oder gemeint, sie bräuchten gar keine. Mit einem staatlichen, rein akademischen Bildungssystem würden sich alle Probleme lösen lassen.

Die aktuellen Jugendlichen-Arbeitslosenzahlen in den EU-Ländern sprechen jedoch eine deutlich andere Sprache. Die Folgen der Überakademisierung sind brutal, wie Professor Dr. Stefan C. Wolter von der Universität Bern in seinem Vortrag darlegte:

  • Hohe private und öffentliche Kosten
  • Hoher Anteil von Pseudo-Hochschulen
  • Schwierigkeiten, in den Arbeitsmarkt einzusteigen
  • Hohe Anteile von Mismatch: 30% der Akademiker in den OECD Ländern finden keine adäquate Stelle, für die ein Hochschulstudium notwendig gewesen wäre.
  • Schlechtes Image der Berufsbildung
  • Abwanderung der Industrie.

Die Schweiz, die für ihr duales Bildungssystem mit Berufslehre und Hochschulen in der Vergangenheit belächelt und von der OECD für die „tiefe“ Anzahl Akademiker sogar kritisiert worden ist, wird nun plötzlich zum Klassenbesten. Aus Sicht von St. Wolter sind dazu zwei Phänomene identifizierbar. Überdurchschnittlich erfolgreiche Unternehmen wie zum Beispiel die Swatch Group verfügen über geografisch nahe beieinanderliegende, vertikal integrierte Betriebsstätten. Dies bedingt die Verfügbarkeit von technischen Fähigkeiten auf allen Ebenen. Die Ursache-Wirkung-Mechanismen sind evident:

  • Ohne hochstehende Produktion keine hochstehende Berufsbildung, wie auch
  • …ohne Berufsbildung keine qualitativ hochstehende Produktion
  • und keine schnelle Diffusion von Innovation
  • Ohne qualitativ hochstehende Produktion keine Wettbewerbsfähigkeit
  • Ohne Wettbewerbsfähigkeit kein Reichtum, um sich Spitzenhochschulen zu leisten.

Dass diese Wirkungskette funktioniert zeigt eine von der Uni Shanghai durchgeführte Untersuchung, wie St. Wolter weiter erläutert. Der Durchschnitt der in den I-11-Ländern an einer der Top-200-Hochschulen studierenden jungen Menschen liegt im Bereich von 5 … 30 %. In der Schweiz liegt dieser Anteil bei etwa 50 %. Die Schweiz ist damit auch hier an der Weltspitze.

Fazit: Das duale Bildungssystem, wie es die Schweiz praktiziert, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen wie auch für eine robuste Volkswirtschaft.

Pressestimmen zum Industrietag 2014: NZZ, SMM, Moneycab